Das richtige Aquarellpapier für Anfänger
Du wolltest gerade ein Aquarellbild malen. Doch dein Papier wellt sich, Wasser läuft in die Täler und bildet Pfützen und Flecke. Die Farben sind alle ganz blass und verlaufen nicht so ineinander, wie du es erwartet hast?
Bevor du enttäuscht deinen Pinsel wegschmeißt, kommen hier meine Tipps zum Thema Aquarellpapier. Denn die Wahl des richtigen Papiers könnte die Lösung für diese Malprobleme sein.
Fragen über Fragen – annähern ans richtige Aquarellpapier
Vielleicht bist du wie ich am Anfang über die vielen verschiedenen Sorten und Marken von Aquarellpapier gestolpert und weißt noch nicht, wo du anfangen sollst.
Du fragst dich vielleicht:
Schauen wir uns an, welches Aquarellpapier was kann und welches zu dir passen könnte:
Wichtig: ein hohes Papiergewicht
Beim Aquarellmalen nutzt du meist viel Wasser. Auf dünnem Zeichenpapier oder Aquarellpapier funktioniert das leider gar nicht.
Das Papier wellt sich und es entstehen Wasserpfützen. Es wird durchweicht und kann schnell reißen. Du bekommst an diesen Stellen ungleichmäßige Flecken, die du nicht haben willst. Deine Farben sind blass, statt zu leuchten. Auch kannst du bei dem Rauf und Runter keine gleichmäßigen Flächen malen.
Viel besser funktioniert es mit dem passenden Papiergewicht.
Du kannst es mit 200-250 Gramm für den Anfang versuchen. Mehr wäre in diesem Fall aber besser. Ich jedenfalls nehme das mit den „Wasser“farben sehr wörtlich und nutze daher Papier mit mindestens 300 Gramm.
Stabiles, schweres Aquarellpapier verzeiht viel Wasser, viele Farbschichten, mehrfaches Radieren und den Einsatz von anderen Materialien wie Maskierflüssigkeit, Acrylfarben, Buntstifte, Fineliner und mehr. Lass dich also nicht von dünnem Papier in deiner Kreativität ausbremsen!
Meine Empfehlung: 100 % Cotton!
Ich habe anfangs oft Aquarellpapier im Schreibwarenladen gekauft, immer ohne Cotton (Baumwolle). Das war mir nicht mal bewusst. Und ich habe mich gewundert, warum mir Farbverläufe nicht so gelangen wie bei anderen beobachtet. Meine Farben sind recht schnell getrocknet und es gab eher harte Ränder als fließend-sanfte Übergänge.
Bis ich entdeckte, dass es Aquarellpapier mit 100 % Cotton gibt (manchmal steht auch drauf: 100 % Hadern).
Ich hatte ein mega Aha-Erlebnis, denn das Papier nimmt Wasser und Farben viel besser auf, bleibt lange feucht und ergibt wunderschöne sanfte Farbverläufe und Transparenzen. Seither male ich nur noch auf Papier mit Baumwolle.
Wenn du frustriert bist von deinen ersten Aquarellmalversuchen, könnte es am falschen Papier liegen. Nutzt du gutes Aquarellpapier mit Baumwolle, wird das Malen einfacher und dir gelingt mehr als auf dem günstigem Papier. Und du wirst das Malen viel mehr genießen können 🧡.
PS: Das trotzdem gute 300-Gramm-Papier ohne Cotton nutze ich weiterhin für Übungen, Tests, Entwürfe, Farbmuster. Auch wenn du mit wenig Wasser malst, reicht es völlig. Wenn es dir also liegt darauf zu malen, nur zu! Zumal es günstiger sein kann als das Cotton-Papier.
Matt, rau oder glatt? Lieber cold pressed oder hot pressed?
Aquarellpapier wird auf verschiedene Arten hergestellt und kommt mit unterschiedlichen Strukturen daher. Die Maleigenschaften sind also jedes Mal anders. Spoiler: Für Anfänger ist Aquarellpapier „cold pressed“ und „matt“ besonders geeignet.
Hot pressed und glatt
Glattes, satiniertes Aquarellpapier (= hot pressed) hat eine feine, ebenmäßige Oberfläche. Darauf leuchten und strahlen deine Aquarellfarben und du kannst schöne transparente Farbschichten anlegen.
Es ist nicht gut geeignet für sehr „nasses“ Malen, also mit reichlich Wasser und Farben. Dafür umso besser für filigrane und detaillierte Motive mit zarten Farbschichten, Aquarell-Lettering und Illustrationen, vor allem wenn du sie mit Finelinern oder feinen Zeichnungen mit Tusche oder Tinte kombinierst.
Ein weiterer Vorteil: Wenn du deine Bilder einscannen und digital verwenden möchtest, liefert satiniertes Papier mit seiner glatten Oberfläche tolle Ergebnisse und muss weniger nachbearbeitet werden. Wenn du auf einem Aquarellpapier die Bezeichnung „hot pressed“ (Art der Herstellung) siehst, handelt es sich um ein solches Papier.
Cold pressed und matt
Wenn du lieber größere Formate mit viel Wasser und Schwung malst, ist mattes Papier besser für dich. Das ist in der Regel „cold pressed“.
Mattes – oder auch feinkörniges – Aquarellpapier hat eine mittelstark ausgeprägte Oberflächenstruktur und ist gut für Anfänger geeignet. Es ist noch relativ glatt und fein, wobei bei verschiedenen Papiermarken die Körnungen unterschiedlich stark sein können.
Auf mattem Papier kannst du nass und trocken schön malen, hier gelingen auch zarte, feine Motive. Wenn du gern mit Finelinern auf Aquarellfarbe arbeitest, ist mattes Papier dafür gut geeignet.
Rau
Bei Aquarellmotiven auf rauem Papier ist die fühlbar grobe Struktur des Papiers noch durch die Farbe sichtbar. Ein wirkungsvoller Effekt, den Aquarellkünstler bewusst in ihre Motive einfließen lassen, z. B. um Holz, Baumrinde, Steinen oder Felsen eine plastische Struktur zu verleihen.
Mit Finelinern oder Federn kannst du auf rauem Papier nicht so gut arbeiten, da du mit dem Stift in der groben Struktur hängenbleibst und feine oder gerade Linien kaum möglich sind.
Block oder Einzelpapiere?
Aquarellblöcke sind eine tolle Erfindung! Man muss das Papier nicht vor dem Malen spannen und nirgendwo festkleben. Du kannst direkt mit dem Malen loslegen.
Genial sind vierseitig verleimte Blöcke. So bleibt das Aquarellpapier relativ glatt, auch wenn du mit viel Wasser malst. Bei Blöcken, die nur an einer Seite verleimt sind, wellt sich das Papier dagegen schneller und stärker.
An einem komplett verleimten Block gibt es eine Ecke oder eine Stelle an der Seite, wo man ein Falzbein, Lineal oder einen Brieföffner ein- und herumführen und das Blatt nach dem Malen so vorsichtig ablösen kann.
Wenn du kleine Motive malen oder üben möchtest, kannst du mit Washi-Tape einzelne Bereiche auf dem Papierblock-Blatt abkleben.
Du kannst ein Blatt aber auch ablösen und zerschneiden. Dann empfehle ich dir, die einzelnen Blättchen mit Washi-Tape auf eine Unterlage zu kleben, die du auf den Malplatz legen und bei Bedarf beim Malen hin- und herdrehen kannst.
Wenn du ein Klebeband hast, das sehr fest am Papier haftet, kannst du es, wenn dein Bild trocken ist, mit einem Fön leicht anwärmen und dann vorsichtig Stück für Stück abziehen.
Wenn dir ein Block für den Anfang zu teuer ist und du verschiedene Papiere ausprobieren möchtest, kannst du auch Einzelblätter kaufen und testen.
Gewelltes Papier glätten
Hat sich das Aquarellpapier bei deiner „Wasser-Farben-Schlacht“ doch gewellt und sich beim Trocknen nicht glattgezogen, kannst du es später glätten.
Einfach die Rückseite mit Wasser gleichmäßig einstreichen oder einsprühen, das Papier zwischen zwei Geschirrhandtücher legen und schwere Bücher darauf stapeln.
Achte darauf, dass der Untergrund (Tisch oder Buch unter dem Papier) groß genug ist, damit dein Bild vollflächig aufliegt. Nach einem Tag im Bücherstapel sollte dein Bild wieder glatt sein.
Malst du lieber klein oder groß?
Wenn du lieber großzügig und schwungvoll malst, passen größere Formate zu dir. Bist du verliebt in Details, dann sind’s die kleinen Formate.
Größere Papiere kannst du jederzeit unterteilen oder zerschneiden, wenn du was Kleineres malen oder was Neues ausprobieren möchtest.
Überfordere dich am Anfang nicht mit zu großen Formaten, die schon beim Malen zu schnell trocknen. Oder mit zu kleinen, bei denen sich dein innerer Perfektionist zu sehr auf Details konzentrieren würde.
Du wirst mit der Zeit merken, welche Größe dir liegt. Praktisch ist es, verschiedene Formate vorrätig zu haben, damit du je nach Stimmung oder Motiv das richtige zur Hand hast.
Also: Welches Aquarellpapier ist jetzt das richtige für dich?
Fazit: Aquarellpapier-Tipps für dich als Anfänger
Kleiner Hinweis: Ich gebe dir hier meine eigenen Erfahrungen weiter, die von denen anderer abweichen können. Nachdem was ich alles ausprobiert habe, ist das meine aktuell bestmögliche Empfehlung an dich. Wenn du Aquarellpapier für dich suchst, empfehle ich dir, diese Kriterien anzuwenden.
Wenn ich dir eine Marke empfehlen darf:
Ich male am liebsten auf Hahnemühle Expression*, cold pressed, 100 % Baumwolle, matt, 300 g/qm, 24 x 30 cm. Hahnemühle ist nicht das günstigste Aquarellpapier, aber sein Geld absolut wert, und andere gute Marken sind noch mal teurer.
Du kannst auch mit günstigeren Papieren anfangen (z. B. 250-300 g, ohne oder mit nur 25 % Cotton), vor allem wenn du erst mal üben und testen willst. Gut zu wissen: Je nasser du malen möchtest, desto wichtiger ist die Qualität des Papiers, also hohes Papiergewicht und 100 % Baumwolle. Wenn du eher „trocken“ arbeitest oder fein illustrierst, reicht auch dünneres Aquarellpapier mit wenig oder ohne Baumwolle.
Es kommt also auch auf deine Maltechnik an, welches Papier das richtige für dich ist. Aber mit dem Aquarellpapier mit 300 g Gewicht, cold pressed und 100 % Cotton kannst du nichts falsch machen.
Gutes Aquarellpapier ist die beste Investition!
Ich hoffe, diese Tipps helfen dir dabei, das richtige Aquarellpapier zu finden. Letztlich hängt es davon ab, wie und was du am liebsten malst. Lass es nicht am falschen Papier scheitern!
PS: Das Thema Aquarellpapier ist klar. Jetzt brauchst du vielleicht noch weitere Infos? Lies hier mehr: Aquarell-Grundausstattung – eine Übersicht.
Du hast noch Fragen?
Dann hinterlasse mir gerne unten einen Kommentar ❤ oder schreib mir an: hallo@enjoy-aquarell.de
Franziska Schwarzkopf
Beim Thema Aquarellmalen bin ich ein echter Spätzünder. Und damit lebender Beweis, dass es nie zu spät ist, mit dem Malen zu beginnen 😉.
Mit einfachen Aquarell-Tutorials und Malkursen begleite ich Hobby-Malerinnen bei ihrem Start ins Abenteuer Aquarellmalen.