Kein Talent? Warum und wie du trotzdem malen kannst.

Wie und warum du ohne Talent malen kannst

Dein Kunstlehrer hat dir damals gesagt: Du hast kein Talent. Das hast du geglaubt. Bis heute. Erfahre hier, warum du trotzdem malen darfst und dir die Meinung anderer dazu wurscht sein kann.

Wer, bitteschön, sagt, ob du Talent hast (oder nicht)?

Eilig und ungefragt versicherte ich dem Handwerker, der in unserem Haus interessiert an meinem Malplatz vorbeischlappte, dass ich da nur „mal rumprobiert“ hätte. Erstaunt fragte er: „Ach! Sie wussten gar nicht, dass Sie malen können?“.

Der Groschen fiel … : Ob jemand Talent hat oder nicht bzw. etwas gut kann oder nicht, ist immer subjektiv (ich war sicher, ich hab kein Talent). Und wenn man viel malt, kommen halt irgendwann brauchbare Bilder raus (denn, jetzt mal ehrlich: Ich war schon fleißig am Üben …).

Das ist wie Sprechen, Schwimmen oder Klavierspielen lernen – das kann man auch nicht sofort. Wenn dich also bisher deine „Talentlosigkeit“ vom Malen abgehalten hat, kannst du diesen Bremsklotz jetzt getrost loslassen. Jeder kann und darf malen (lernen) – du auch!

Jeder kann und darf malen – du auch!

Talent wird überschätzt. Echt jetzt.

Mag sein, dass manche eine gewisse Grundbegabung fürs Malen haben. Vielleicht hast du sie sogar auch und sie wurde nur nicht erkannt (hörst du deinen Kunstlehrer noch seufzen: Nee, Kind, du kannst es halt nicht …).

Aber selbst wenn du so eine Grundbegabung nicht hast: Du brauchst kein angeborenes Talent, um (schön) malen zu können. Es geht auch ohne!

Was zählt, sind Interesse, Lust auf Neues und etwas Zeit. Wenn du keinen Bock auf Malen hast, such dir lieber was anderes, was dir wirklich Spaß macht. Aber wenn du Bock auf Malen hast, ist das die halbe Miete. Dann ist Malen eine Fähigkeit, die du lernen kannst wie Spanisch sprechen oder Babyshirts nähen.

Grundbegabung hin oder her – Freude und Neugier reichen aus, um zu malen! Und Grün ist dann eben Blau. (Meine kleine Nichte *vollstolz*)

Wenn du was Neues ausprobieren willst, bringst du ja schon Neugierde und Offenheit mit. Und vielleicht braucht es dann nur noch ein wenig Mut. Aber Mut hast du ja. Das hast du in deinem Leben schon oft genug bewiesen:

  • Hast du gelernt, Auto zu fahren?
  • Hast du eine Ausbildung gemacht oder ein Studium begonnen?
  • Hast du einen Job angetreten oder zu einem anderen gewechselt?
  • Bist du in ferne Länder gereist?
  • Fährst du Bus, arbeitest du in der Apotheke, pflegst du Menschen, bist du bei der Feuerwehr?
  • Lebst du in einer Partnerschaft?
  • Hast du deine Wohnung renoviert, ein Haus gekauft oder gebaut?
  • Die ultimative Mutprobe: Hast du ein Kind oder mehrere und ziehst sie groß?

Vielleicht hast du einige dieser Dinge schon hinter dir. Oder noch ganz andere Situationen bewältigt, für die es viel Mut braucht. Du hast meinen vollsten Respekt.

Und vielleicht verstehst du nun, dass du nur ein ganz klein bisschen Mut brauchst, ein Stück Papier mit bunten Farben zu bemalen. Farbkasten auf, Pinsel in die Hand – und los!

Warum dieser Hype ums Talent?

Vor ein paar tausend Jahren war Talent noch eine Maßeinheit für Gewicht. Irgendwas zwischen 20 und 36 Kilo. Später bezeichnete es eine Währung. Also total praktisch. Und völlig harmlos.

Heute werden mit Talent besondere Fähigkeiten gemessen und blöderweise damit auch unser Selbstwert. Talent wird gesucht, gefördert, zur Schau gestellt. Alle reden davon. Ohne Talent ist man gefühlt irgendwie … nichts wert. Das macht den Glaubenssatz „Ich habe kein Talent“ besonders schmerzhaft.

Leider haben viele von uns – du vielleicht auch? – schon in der Kindheit diesen Schmerz erfahren. Dann hieß es etwa: Du hast kein Talent für Zahlen/Sprache/Sport/Musik/Malen (choose one or more …). Und wir haben das geglaubt und verinnerlicht.

Doch wenn du glaubst, dass du etwas „sowieso nicht kannst“, versuchst du es gar nicht erst. Obwohl du es eigentlich total gern versuchen würdest.

Aber weißt du was? Du bist nicht mehr der Mensch von vor fünf Jahren. Und erst recht nicht mehr das Kind, das sich früher von Erwachsenen beeinflussen und einschränken ließ.

Menschen und ihre Gehirne ändern sich ein Leben lang. Ja, deins auch 🙂 !

Und nur, wenn du was Neues ausprobierst, lernst du dazu oder findest raus, was dir Freude macht. Dann hast du schon gewonnen. Und wenn dir was Spaß macht, kannst du auch gut darin werden. Wenn du das willst.

„Ich kann nicht malen“ … Kann weg!

Dann lass uns mal diesen unerhört unfreundlichen Glaubenssatz „Ich kann nicht malen“ abräumen.

Du denkst ihn, du sagst ihn. Also ist er für dich wahr.

Aber was, wenn er gar nicht stimmt?

Du kannst mit einem Stift auf Papier kritzeln, oder? Du kannst mit Filzern oder Tuschfarben Kreise und Linien malen, Minimum. Du hast damals in der Schule gemalt. Da ist also ein gewisses Grundniveau vorhanden.

Mal ehrlich: Von hier ist es nicht mehr besonders weit zu „Ich kann malen“. Also, zumindest ein bisschen 🙂 .

Wie wär’s für den Anfang, wenn du dir freundlich sagst: „Ich kann noch nicht malen.“ Klingt schon anders, oder? So nach: „Macht nix. Ich kann das lernen und ich freue mich drauf.“ Wenn du dir das sagst und das glaubst und das wahr für dich ist, sind wir schon einen großen Schritt weiter.

Vielleicht hilft dir dieser unfassbar weise Spruch 🙂 :

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“

Pippi Langstrumpf

(Dieser Gedanke wirkt bei mir Wunder und hat mir schon so manches Mal den Hintern vom Grundeis gelöst …)

Keine Angst vor Fehlern oder schlechten Bildern

Es ist nicht wichtig, ein perfektes Bild rauszuhauen. Sondern einfach drauflos zu malen. Fehler zu machen. Daraus zu lernen. Es beim nächsten Bild anders oder sogar besser zu machen.

Fehler machen heißt nicht: scheitern. Oder dass du’s halt nicht kannst. Nee! Es heißt nur, dass du es NOCH nicht (so gut) kannst (und selbst wenn: Scheitern an sich bedeutet ja auch nur: Dann versuch’s ich’s halt noch mal … 🙂 ).

Geh mal ganz entspannt davon aus, dass du auf jeden Fall Fehler machen wirst, wenn du etwas Neues ausprobierst. Es ist nämlich unmöglich, KEINE Fehler zu machen, wenn du dich weiterentwickelst.

Es ist ganz normal, Fehler zu machen. Das Leben kommt schließlich ohne Anleitung.

Also: Sei freundlich zu dir. Erwarte keine Perfektion. Male (anfangs) einfache Motive, einfache Formen und wenige Details. Lass deinen inneren Kritiker (ich nenne ihn auch gern den inneren Blödmann) vor sich hinmaulen und mach dein Ding.

Es ist ja auch normal, dass man Autofahren, Rechnen oder Gitarrespielen langsam lernen und dafür üben darf. Gilt fürs Malen genauso!

Du MUSST NICHT besser werden

Vielleicht willst du auch einfach nur malen und gar nicht dauernd üben, um besser zu werden. Keiner zwingt dich dazu. Es ist erlaubt, ohne Erwartung an dich selbst (und erst recht ohne die Erwartung von irgendwem anderen!) vor sich hin zu malen.

Du darfst verträumt und gedankenverloren Striche, Kreise und Wellen malen, wenn dich das entspannt und glücklich macht.

Aus’m Nähkästchen geplaudert: Ich singe gern. Ich singe im Auto, beim Kochen, beim Putzen. Einfach, weil ich gern singe. Ich übe nicht. Ich will darin nicht besser werden. Ich singe, weil es mir gut tut. Malen kann genauso gut tun. Wenn du es machst, weil du es magst.

Keiner verlangt von dir, dass deine Bilder in einem Jahr besser aussehen als heute. Du selbst musst das auch nicht von dir verlangen. Du musst nicht abliefern. Du musst auch niemandem deine Bilder zeigen. Nur eine schöne Zeit mit dir selbst und deinen Farben verbringen.

Paint like no one is watching.

Ob du deine Malfähigkeiten irgendwann doch weiterentwickeln willst, ist allein deine Entscheidung. Zu spät ist es dafür eh nie:

Notiz an dich: Es ist nie zu spät, mit dem Malen anzufangen

Die US-Lady Anna Mary Moses, „Grandma Moses“, begann erst mit fast 80 Jahren zu malen, weil sie wegen des Rheumas in ihren Händen nicht mehr sticken konnte.

Ihre Bilder schafften es in Galerien und Kunstmuseen, der damalige US-Präsident trank Tee mit ihr.

Vielleicht wartest du besser nicht, bis der Bundeskanzler dich auf einen Kaffee einlädt oder bis du 80 bist. Wenn du gern malen möchtest, dann starte jetzt.

Was heißt überhaupt: „malen können“?

Es kann sehr befreiend sein für dich zu klären, was „malen können“ überhaupt bedeutet. Vielleicht musst du nur deine Vorstellung davon umkrempeln, was es für dich heißt, dass jemand malen kann.

Ist es die Fähigkeit, Natur, Häuser oder Menschen möglichst realistisch auf Papier darzustellen? (Nun ja…, die guten Maler haben meist auch sehr, sehr viel dafür geübt.).

Oder die Fähigkeit, dank der jemand nur aus seiner eigenen Vorstellungskraft ohne jede Vorlage ganze Welten malt? (Der hat auch geübt, viel Erfahrung, ein gutes Auge und ein prima visuelles Gedächtnis. Und selbst wenn: Vorlagen benutzen ist ERLAUBT.).

Oder wenn man Bilder in Ausstellungen hängen darf und für tausende Euro verkauft?

Aber so musst du ja gar nicht malen (können)!

Ein Bild ist nicht automatisch nur dann „gut“ oder „richtig“, wenn etwas naturgetreu auf Papier oder Leinwand abgebildet ist. Auch naive, schlichte Bilder oder abstrakte Bilder können schön und kunstvoll sein.

Ein Bild – dein Bild – besteht aus Farben, Formen und Linien. Von dir aufgetragen, gemalt oder gezeichnet. Richtig. Gut. Schön. Individuell.

„Malen“ oder „malen können“ kann einfach heißen: sich hinsetzen, einen Pinsel zur Hand nehmen und voller Freude bunte Kleckse aufs Papier bringen. Einfache Motive malen, die nicht realistisch sein müssen. Oder 20 Minuten am Stück malen. Oder etwas fertig malen, was letzte Woche einfach nicht fertig werden wollte. Irgendwas davon kannst du auch, wetten?

Noch so’n fieser Glaubenssatz: Die anderen können das viel besser!

Natürlich ist dir nicht entgangen, wie toll andere Menschen malen können. Du hast ihre Bilder im Museum gesehen. Oder bei deiner täglichen Instagram- und Pinterest-Session.

Die können das alle sooo gut … und du?

Bitte tu dir jetzt mal selber den Gefallen und stelle dir vor, dass die meisten dieser Leute schon lange malen und nur ihre schönsten Bilder vorzeigen. Der Rest liegt irgendwo in der Ecke oder sogar im Müll.

Die ganzen Stoßseufzer (oh Mist, das Bild kann ich niemandem zeigen … was ein hässliches Bild .. was mach ich hier, ich kann’s ja doch nicht … usw. etc. pp.) von den anderen hörst du ja nicht.

Und viele freuen sich gar nicht mal so doll darüber, wenn sie für ihr ach so großes Talent gelobt werden. Die Wahrheit ist, dass die meisten viel und lange geübt haben und lieber dafür Anerkennung bekommen, dass sie sich ihre wunderschönen Bilder selbst erarbeitet haben.

Dich mit jemandem zu vergleichen, der dir Monate oder sogar Jahre voraus ist (und vielleicht auch mehr Platz und Zeit zum Üben hat oder mehr Geld für Kurse und teures Material), ist unfair dir selbst gegenüber. Tu dir das nicht an.

Irgendjemand kann immer irgendwas besser.

Ein Mensch kann schnell rennen, der andere wird 100-Meter-Olympiasieger. Der eine kann morgens beim Bäcker halbwegs mitrechnen, der andere wird Mathe-Professor. Der eine stellt im Louvre aus, der andere malt eine schlichte Geburtstagskarte für die beste Freundin (die sich dann tierisch freut, weil die Karte so persönlich ist) …

Hör mal in dich rein: Wo fängt „können“ für dich an? Und wie viel – oder wenig – „können“ reicht eigentlich schon aus, um mit dem Malen anzufangen?

Wenn du unbedingt vergleichen willst: Falls du länger malst, vergleiche in ein paar Monaten, einem Jahr oder mehreren Jahren deine Bilder mit denen von heute. Das ist echt spannend und, wenn du drangeblieben bist, wahrscheinlich ein dickes AHA-Erlebnis. Denn du wirst eine Veränderung sehen. Eine, die dich stolz macht.

Am Ende ist es Einstellungssache. Und eine Frage des Maßstabs, den man an sich anlegen will. Also, sachte und entspannt: im eigenen Tempo anfangen und malen, den Weg genießen, dich von anderen inspirieren (nicht runterziehen) lassen und schauen, was passiert.

Denn grundsätzlich kannst du malen. Am Anfang vielleicht noch nicht so gut. Aber wenn du Freude dran hast: EINFACH. MACHEN.

So fängst du an zu malen, auch wenn du kein Talent hast (oder das zumindest bis jetzt geglaubt hast)

Wenn du bis hierhin gelesen hast, hältst du hoffentlich schon deinen Pinsel praktisch in der Hand, der über dem Papier schwebt, und fragst dich, was du denn so talentfrei jetzt bitteschön malen sollst.

Dann schau mal hier vorbei: Zu den Aquarell-Anleitungen

Falls du den Artikel nur überflogen und bis hierher gescrollt hast

Male, weil du es möchtest und Spaß dran hast. Unabhängig davon, ob du „es kannst“. Es ist dein Weg. Und er legt sich dir unter die Füße, sobald du anfängst ihn zu gehen 🙂 .

Das musst du nicht allein machen. Lass uns zusammen malen: Zu den Aquarell-Anleitungen

Du brauchst erst noch Infos zum Thema Aquarellmaterial? Dann schau mal hier: Aquarell-Grundausstattung – eine Übersicht.

Fühlst du dich motiviert zu malen und hast schon den Pinsel in der Hand? Oder hält dich immer noch was vom Malen ab?
Erzähl’s mir gern unten in den Kommentaren ❤

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