Welche Aquarellfarben für Anfänger?

Welche Farben für Aquarell - Enjoy Aquarell

Als ich das erste Mal ein Aquarellbild malen wollte, hatte ich nur einen Schulfarbkasten zur Hand. Trotzdem hat mir das Malen so viel Spaß gemacht, dass ich dringend richtig gute Farben haben wollte. Wenn dir das auch so geht, lies hier meine Tipps für Aquarellfarben für Anfänger.

Mein aufgeregtes Gehirn produzierte folgende Fragen (kennst du vielleicht auch?)

  • Was ist der Unterschied zwischen Wasserfarben und Aquarellfarben?
  • Wie viele Farben brauche ich für den Anfang?
  • Was ist besser: Farben in Tuben oder in Näpfchen?
  • Sind teure Farben besser als günstige?
  • Welche Marken wären gut für mich?

Gute Nachrichten vorweg: Du kannst mit einem günstigen und kleinen Aquarellfarben-Set starten!

Warum Wasserfarben nicht gleich Aquarellfarben sind

Wenn du spontan Lust hast zu malen, aber „nur“ Wasserfarben, also sowas wie einen Schulfarbkasten, zur Hand hast – mal einfach los! Denn damit macht das Malen auch schon Spaß und du kannst kreativ loslegen.

Noch mehr Spaß macht es mit richtigen Aquarellfarben. Die enthalten mehr und hochwertigere Farbpigmente und leuchten viel intensiver. Außerdem bekommst du damit die aquarelltypischen Verläufe und Transparenzen viel schöner hin.

Aquarellfarben und Wasserfarben - der Unterschied
Links: Wasserfarben im Schulmalkasten. Rechts: Aquarellfarben von Holbein (aus Tuben).

Wie viele Farben für den Anfang ausreichen

Du brauchst kein Set mit 48 Farben und Gold und Metallic und Neon und Glitzer … Das kann schnell überfordern. (Ich weiß das, ich hab die nämlich alle, ähem …)

Klar, sind die vielen herrlichen Farben verführerisch – wie Tante Emmas Bonbon-Abteilung –, aber für den Anfang reichen um die 12 Farben aus.

Manche sagen sogar, man kann mit sechs Farben + schwarz (ideal wäre jeweils ein warmer und kühler Ton der Grundfarben Rot, Blau, Gelb) starten.

Das ist natürlich möglich, denn du kannst aus wenigen Aquarellfarben unzählige Farbtöne mischen.

Doch beim Aquarellmalen muss es meist schnell gehen – bevor alles antrocknet –, und wenn du noch wenig Erfahrung mit dem Farbmischen hast, ist es einfacher, wenn die passende Farbe schon da ist und du nur schnell den Pinsel eintauchen musst.

Aquarellfarben mischen ist eine Wissenschaft für sich. Du kannst dich ausführlich mit Farbtheorie und Farbkreis beschäftigen oder einfach spontan drauflosmixen und gucken, was passiert.

Welche Farben für Aquarell - Einsteigerset
Schön zum Einstieg: Aquarellfarben von van Gogh im Taschenformat (daneben: Aquarell-Tubenfarben von Holbein und eine Mischpalette aus Porzellan)

Kleiner Exkurs: Ein paar Tipps zum Mischen für den Anfang:

  • Wenn du Komplementärfarben großzügig mischst (die sich im Farbkreis gegenüber stehen, z. B. rot und grün), ergibt das ein schlammiges Braun. Also gut aufpassen! Nicht nur in der Mischpalette, sondern auch auf dem Papier.
  • Mische nie mehr als drei Farben miteinander, sie verlieren sonst an Leuchtkraft.
  • Je mehr Wasser du zu einer Farbe hinzufügst, desto heller wird der Farbton. Du kannst aus einer einzigen Farbe also viele helle und dunkle Farbtöne mischen und mit einer Farbe ganze Bilder gestalten!
  • Nutze ein Schmierpapier, um zu prüfen, ob dir der gemischte Farbton bzw. seine Helligkeit oder Intensität gefällt, bevor du die Farbe auf dein Aquarellpapier malst.
  • Eine Mischpalette aus Porzellan oder Metall empfehle ich eher als eine aus Kunststoff. Die aus Plaste verfärbt sich schnell und du kannst nicht mehr gut erkennen, ob deine Farbmischung darauf so ist, wie du sie haben willst. Wenn grad keine Mischpalette da ist, tut’s auch ein Teller aus Porzellan oder – halt notfalls – aus Plastik.

Exkurs Ende … 🙂

Mit der Zeit erkennst du an deinen Mischungen deine Lieblingsfarben oder hast Lust, ganz neue Farben auszuprobieren. Dann kaufst diese Farben einfach einzeln – oder nach Bedarf auch in rauen Mengen – nach.

Es ist übrigens Geschmackssache, ob du Farben verschiedener Marken mischst oder bei einer Marke bleibst. So hast du am Ende genau die Farben zusammen, die du brauchst und am liebsten magst.

Tube oder Näpfchen (halbe oder ganze)?

Aquarellfarben gibt es in rechteckigen Näpfchen (kleine = halbe, große = ganze) und Tuben. Dabei haben die Farben eines Herstellers in beiden Formen die gleiche Pigmentierung, also die gleiche Qualität. Es hängt davon ab, was und wie du malen möchtest, ob Tuben oder Näpfchen besser zu dir passen.

Aquarellfarben in Näpfchen und Tuben
Welche Aquarellfarben: halbe Näpfchen, ganze Näpfchen, Tuben? Am liebsten alle!

Die Farbe in den Näpfchen ist fest und trocken und wird vor dem Malen mit etwas Wasser angelöst, dann ist sie gleich einsatzbereit. Näpfchen lassen sich in Aquarellkästen prima transportieren, sind also total praktisch, wenn du draußen und im Urlaub malen möchtest.

Nach dem Malen trocknet die Farbe in den Kästchen und kann immer wieder verwendet werden. Halbe Näpfchen sind schon recht ergiebig. Von deinen Lieblingsfarben und den Grundfarben kannst du auch ganze Näpfchen kaufen, wenn du häufiger malst.

Farben aus Tuben sind dickflüssig, cremig und lassen sich gut für größere oder sehr intensive Farbaufträge verwenden. Auch kannst du damit sogar leichte Strukturen in deinem Bild erzeugen.

Wenn man die Farbe direkt flüssig aus der Tube nutzt, neigt man jedoch dazu, sie vor allem beim Mischen zu verschwenden. Hier mein Tipp: Du kannst die Tubenfarben auch in eine Palette oder einen leeren Aquarellkasten geben und 24 Stunden durchtrocknen lassen. Dann kannst du sie wie Näpfchenfarben nutzen.

Billig oder teuer?

Mein Tipp: Günstig schon, aber nicht (zu) billig anfangen! Mit meinen ersten 24 Tuben aus dem Discounter war ich total unglücklich. Die Bilder waren gar nicht so schlecht, aber die Farben nach dem Trocknen blass und matt.

Also habe ich mir mittelpreisige Aquarellfarben zugelegt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Zurzeit male ich privat mit Tubenfarben von Holbein. Die Farbtöne gefallen mir sehr und die Intensität ist toll! (Update: Mittlerweile haben diese Farben preislich leider ganz schön angezogen …).

Für den Anfang reicht ein kleines Set mit Farben von Van Gogh, z. B. der Aquarellkasten im Taschenformat mit 14 Farben + Weiß oder der Farbkasten eine Nummer größer mit 24 Näpfen. Mit diesen Farben male ich seit Jahren, kann sie gerade für Anfänger sehr empfehlen und verwende sie deshalb auch in meinen Aquarell-Anleitungen für Anfänger. Es gibt sie in Aquarellkästen mit weniger oder mehr Farben, teils auch in Tuben. Und wer klein anfängt, kann jederzeit nachkaufen!

Andere Aquarellkünstler empfehlen für Anfänger auch LUKAS und Pelikan sowie Schmincke und Derwent. Winsor & Newton sind bekannt als sehr hochwertige Farben, aber auch von dieser Marke gibt es u. a. dieses bezahlbare Einsteiger-Set. Eigene Erfahrungen habe ich mit diesen Marken noch nicht.

Viele Hersteller bieten Farben für Anfänger und für fortgeschrittene Künstler. Die Künstler-Farben sehen im trockenen Zustand etwa genauso aus wie die Anfängerfarben, sind aber hochwertiger, in der Farbauswahl ausgewogener und zahlreicher. Und sie sehen beim Malen (und danach) noch intensiver und schön leuchtend aus.

Die hochwertigen Aquarellfarben für Künstler sind entsprechend teuer, aber sie halten auch deutlich länger.

Wenn du mit einem Anfängerkasten startest und Spaß dran hast, kannst du – wenn möglich sogar direkt in dem Kasten – aufgebrauchte Anfängerfarben nach und nach durch die hochwertigeren Künstlerfarben ersetzen und so entspannt – und die Kosten verteilend 🙂 – umsteigen.

Ein Wort zu Aquarellkästen

Du kannst Aquarellfarben als Sammlung in fertigen Aquarellkästen kaufen. Diese sind meist aus Metall oder Kunststoff. Es gibt auch welche aus Holz. Die aus Kunststoff oder Metall sind mir lieber, da sie meist günstiger und ziemlich robust sind und Flächen zum Farbmischen mitbringen. Auf Holz geht das nicht.

Du kannst auch leere Kästen kaufen und sie nach und nach mit einzeln gekauften Farben befüllen.

Kleine Kästen sind schön praktisch, weil sie in die Handtasche oder den Rucksack passen und du überall unkompliziert damit malen kannst, z. B. auch wenn du zu Hause nur wenig Platz fürs Malen hast. Allerdings kann man darin keine zusätzlichen Farbnäpfchen einfügen. Größere Kästen sind umständlicher zu transportieren, bieten aber Platz für weitere Farben.

Es ist übrigens nicht verboten, mehrere Kästen zu haben 🙂 ! Dann kannst du dich mit all deinen Lieblingsfarben so ausbreiten, wie es am besten für dich passt.

Brauchst du Gold- und Metallic-farben?

Natürlich nicht. Aber du wirst sie vermutlich relativ schnell brauchen WOLLEN. Ich kann jedenfalls nicht mehr ohne und wenn ich mich im World Wide Youtube und bei Pinterest so umschaue, viele andere auch nicht … Diese Perlfarben schimmern so schön und verfeinern deine Bilder mit edlen Details und Akzenten.

Welche Farben - Gold und Metallic
Diese goldenen und silbernen Perlfarben sind sooo schön.

Alternativen: flüssige Aquarellfarben, Aquarellbuntstifte, Aquarellmarker

Wenn du so richtig in Schwung bist, kannst du natürlich noch mehr schöne Sachen aus dem Aquarelluniversum ausprobieren, als da wären: flüssige Aquarellfarben (extrem leuchtintensiv), Aquarellbuntstifte (trocken aufmalen und dann nass vermalen) oder Aquarellmarker (wie mit Filzstiften malen und anschließend mit Wasser vermalen). Und, und, und …

Fazit

Wenn du Anfänger bist, empfehle ich dir, klein und überschaubar zu starten, mit 6-15 halbwegs günstigen (Grund-)Farben. Am besten mit einem Einsteiger-Aquarellkasten (z. B. der Kasten von Van Gogh im Taschenformat oder etwas größer mit 24 Farben) mit den wichtigsten Farben und guter Qalität.

Das allein macht schon so viel Spaß und du wirst nicht von zu viel Nachdenkerei ausgebremst. Du kannst dir die Zeit geben, herauszufinden, was du magst, was du gut kannst und was du noch ausprobieren willst.

Du hast noch Fragen? Schreib mir gerne an: hallo@enjoy-aquarell.de

PS: Thema Aquarellfarben? Check. Brauchst du jetzt vielleicht noch mehr Infos zum Material? Dann lies hier weiter: Welche Aquarellpinsel für den Anfang? und So findest du das richtige Aquarellpapier.