Welche Aquarellpinsel du anfangs brauchst

Hast du gerade erst das Aquarellmalen für dich entdeckt? Dann nutzt du vielleicht noch deine alten Schulpinsel dafür oder hast dir die von deinen Kindern, nun ja, geborgt 🙂 .
Bist du damit zufrieden? Fein. Wenn nicht, lies hier meine Tipps für gute Aquarellpinsel. Ich verspreche dir, das Malen macht damit noch mehr Spaß!
Zeit für (neue) Aquarellpinsel!
Aber welche sind die richtigen?
Teuer oder billig?
Du musst nicht gleich die teuersten Pinsel mit Goldstaub anschaffen, aber von denen aus dem Discounter oder Ein-Euro-Laden rate ich dir ab.
Bei den Billigdingern bist du mehr damit beschäftigt, Pinselhaare aus den nassen Farben zu fischen als zu malen. Sie haben zudem nicht die richtige Form, nehmen nicht genug Farbe und Wasser auf, fransen aus, die Zwinge wackelt, der Lack bröselt …
Ich habe mir nach und nach höherwertige Pinsel zu mittleren Preisen angeschafft und bin damit sehr zufrieden. Damit erziele ich schöne Ergebnisse und die Pinsel halten jetzt schon mehrere Jahre.

Woran du einen guten Aquarellpinsel erkennst
Ein guter Aquarellpinsel hat feines, weiches, gleichmäßig geschnittenes Haar. Wenn es nass ist, bündelt es sich dicht zusammen. Ideal ist, wenn es ganz am Ende eine feine Spitze bildet.
Das Haar sollte immer wieder in seine Ausgangsform zurückspringen und Farbe und Wasser möglichst gleichmäßig beim Malen abgeben.
Welche Pinselform brauchst du? Und welche (noch) nicht?
Rundpinsel
Du brauchst: Rundpinsel. Sonst erst mal nix. (Na gut, vielleicht noch den Flachpinsel, siehe unten …) Damit kannst du fast alles malen, vor allem, wenn du noch am Anfang stehst. Mit der Spitze gelingen dir feine Linien, Punkte und kleine Formen wie Blüten oder Blätter, mit dem breiten Pinselbauch kannst du große Flächen gestalten wie zum Beispiel Himmel, Wiesen oder Wasser.
Rundpinsel gibt es in vielen Größen. Wenn du drei oder vier Rundpinsel, z. B. in den Größen 2, 4, 8, 12 oder 2,6, 10, 12 kaufst, bist du gut versorgt und kannst direkt losmalen.
Wenn du so wie ich anfangs planlos Pinsel von verschiedenen Herstellern kaufst, wirst du feststellen, dass Größe 4 nicht gleich Größe 4 ist.
Ich schaue beim Malen sowieso nie auf die aufgedruckte Größenzahl, sondern nur auf die Haare. So kann es sein, dass ich zu drei verschiedenen Pinseln verschiedener Anbieter greife, auf denen überall die gleiche Größe steht. Soll heißen: Auf die Zahlen auf den Pinseln kommt es wenig an.
Du wirst mit der Zeit merken, welchen Pinsel du für welches Motiv oder Technik brauchst und greifst dann instinktiv zum richtigen. Du musst auch nicht alle Pinsel kaufen, die ich oder andere dir empfehlen.
Fang erst mal klein an und leg dir, wenn überhaupt nötig, später noch die Pinsel zu, die am besten zu dir und deiner Art zu malen passen. Jeder mag nämlich andere Pinsel und die, die ich gut finde, liegen dir vielleicht überhaupt nicht.
Flachpinsel oder Verwaschpinsel
Diese Pinsel sind ganz flach und gleichzeitig breit. Damit kannst du größere Flächen, einfarbig oder mit bunten Farbverläufen, malen oder auch quer feine Linien ziehen.
Mit einem Rundpinsel kannst du Flächen bis zu einer gewissen Größe noch gut malen. Willst du großzügiger malen, erweiterst du dein Sortiment am besten um einen (breiten) Flachpinsel.
Auch hier ist Qualität wichtig. Ein Flachpinsel mit härten Haaren (Borsten) richtet schnell Schäden an deinem Papier an, wenn du ihn großflächig darüber kratzen, äh, streichen lässt. Wenn der Pinsel schön weich ist und viel Farbe aufnimmt, ist er perfekt.
Mit dem Flachpinsel oder Verwaschpinsel kannst du leicht größere Flächen nicht nur mit Farbe, sondern auch mit Wasser bestreichen, wenn du dein Papier vor dem Malen gut anfeuchten willst.
Schrägpinsel
Schrägpinsel sind Flachpinsel mit schräg abgeschnittener Kante. Damit kannst du leichter bestimmte Formen malen, z. B. Rundungen bei Blüten oder Schrägen wie bei Dächern. Für deine Erstausstattung entbehrlich 🙂 .

Schlepperpinsel
Ein Schlepperpinsel ist wie ein sehr dünner Rundpinsel, nur mit viel längeren Haaren. Die langen Haare nehmen viel Farbe auf, so dass man lange Linien ziehen kann, ohne abzusetzen.
Damit kannst du schöne Details malen wie Gräser, Zweige, Wellenlinien, … Solche Details kannst du erst mal auch mit deinem kleinsten Rundpinsel malen und musst keinen Schlepperpinsel extra kaufen.
Fächerpinsel
Mit den fransigen, strahlenförmig abstehenden Haaren des Fächerpinsels kannst du unregelmäßige, natürlich wirkende Strukturen und Texturen malen wie Gräser oder unruhiges Wasser. Ergibt nette Effekte, ist aber für den Anfang nicht nötig.
Zahnbürste. Ja, genau.
Mit einer Zahnbürste kannst du Sprenkel auf deinem Blatt verteilen, z. B. Sterne in einer Galaxie oder Blütenpunkte auf einer Wiese. Einfach die Zahnbürste in Farbe tauchen, über das Papier halten und mit dem Daumen daran entlangstreichen, so dass die Farbe in ungleichmäßigen Punkten auf das Papier spritzt. Macht voll Spaß und sieht so schön aus! (Funktioniert auch mit einem Borstenpinsel …)
Wassertankpinsel
Wenn du draußen kleine Motive malen und nicht allzuviel Zeug mitschleppen willst, sind Wassertankpinsel ideal. Da sie Wasser in ihrem kleinen Tank dabei haben (du musst das natürlich vorher da reinfüllen oder eine Wasserflasche dabei haben), kannst du ohne Wasserbecher malen und dich auf das nötigste Zubehör beschränken.
Wassertankpinsel sollen für Aquarell-Lettering sehr praktisch sein, das habe ich selbst aber noch nicht ausprobiert. Du vielleicht?
Noch mehr Pinselformen
Es gibt noch diverse Pinselformen und Spezial-Effektpinsel. Die werden eher von professionellen Künstlern benutzt.
Mit den Rundpinseln und einem Flachpinsel bist du gut versorgt. Du wirst schnell merken, welcher dein Lieblingspinsel ist und wie viele verschiedene Dinge du damit malen kannst. Wenn du dich weiterentwickelst, kannst du auch dein Pinselsortiment immer weiter aufstocken.
Große und kleine Pinsel für große und kleine Formate
Wenn du große Bilder malen möchtest, nutze am besten große Pinsel dafür. Mit einem kleinen Rundpinsel große Flächen anlegen, macht keinen Spaß und sieht auch nicht gut aus.
Logischerweise sind kleine Pinsel für kleine Formate besser geeignet als große. Aber wenn du einen richtig guten großen Pinsel mit einer sehr feinen Spitze hast, kannst du damit auch kleine Bilder malen.
Echthaar oder Kunsthaar?
Pinsel mit Tierhaaren sollen eine hervorragende Qualität haben und das glaube ich auch. Deshalb sind sie meist recht teuer.
Ich kann sie nicht beurteilen, da ich von Anfang an Pinsel mit Kunsthaar benutzt habe. Die Qualität kann laut Herstellern und Künstlern mittlerweile mit dem Naturhaar gut mithalten, die Pinsel sind nicht ganz so teuer und ich habe ein Tierprodukt weniger verwendet.
Je nachdem, was dir wichtig ist, wähle die für dich passende Pinselart aus. Als Anfänger musst du aber nicht mit den allerbesten und teuersten (Naturhaar-)Pinseln einsteigen.
Pinselpflege
Damit du lange Freude an deinen Pinseln hast, pfleg sie gut. Spül sie nach dem Malen gründlich aus, auch zwischen den Haaren, damit Farbreste möglichst ganz entfernt werden. Wenn nötig gelegentlich auch mal mit fließendem lauwarmen Wasser.
Nach meiner Erfahrung reicht das aus. Manche reinigen ihre Pinsel zusätzlich mit Seife. Es gibt spezielle Pinselseife beim Kunstversand oder einfache (rückfettende) Kernseife in der Drogerie. Die Seife reinigt nicht nur, sondern soll dabei helfen, die Pinsel elastisch und geschmeidig zu halten.
Zum Trocknen leg die Pinsel am besten flach hin. Wenn sie trocken sind, können sie mit den Haaren nach oben auch in einem Becher stehen. Oder du legst sie flach in ein Pinseletui. Auf jeden Fall einen Pinsel nicht mit dem Kopf nach unten in einem Gefäß stehen lassen, egal ob mit oder ohne Wasser.

Ich benutze Pinsel dieser Marken
Da Vinci und Van Gogh und Princeton Snap (hier fehlt ein größerer Rundpinsel) … die sind noch recht preiswert und haben eine gute Qualität.
Diese zwei Flach- bzw. Verwaschpinsel nutze ich, um größere Farbaufträge zu malen oder Papier großzügig anzufeuchten: Der kleinere Verwaschpinsel ist von Princeton Aqua Elite (schön für kleinere Bilder, richtig gut, nur leider recht teuer), der etwas größere Verwaschpinsel von Princeton Select (schafft schon größere Flächen).
Wie gesagt, greif ich je nach Laune oder Motiv immer mal zu einem anderen Pinsel, nutze aber regelmäßig immer dieselben ca. zehn, manche davon häufig, manche weniger.
Fächerpinsel und Schrägpinsel nutze ich eher nicht, den Schlepperpinsel nur selten. Mir reichen meistens Rundpinsel und ein flacher Verwaschpinsel vollkommen aus.
Update: Inzwischen habe ich mir etwas teurere Pinsel von Princeton (Aqua Elite – hier ist der kleinere Verwaschpinsel schon dabei, siehe oben!), geleistet und muss zugeben, dass ich nach ersten Malversuchen begeistert bin. In diesem Fall ist teurer tatsächlich noch besser … (Die Produktbeschreibung bei Amazon ist etwas wirr – es sind Synthetikpinsel …)
Fazit: Du kannst mit relativ wenigen und günstigen Pinseln anfangen, das funktioniert sehr gut. Nachrüsten kannst du mit der Zeit immer noch.
Am Ende hilft nur: Ausprobieren! Was für mich gut funktioniert, ist nicht garantiert auch das Richtige für dich – und umgekehrt. Aber wenn du erst mal deine passenden Pinsel gefunden hast, wirst du’s lieben 🙂 .
Du hast noch Fragen? Dann schreibe mir gerne an: hallo@enjoy-aquarell.de
PS: Okay. Du hast jetzt ’ne Idee, welche Aquarellpinsel du brauchst. Hast du jetzt vielleicht Fragen zu Papier und Farben? Dann schau hier: So findest du das richtige Aquarellpapier. Und hier: Welche Aquarellfarben für Anfänger?