Warum ich das Malen liebe – 11 richtig gute Gründe
Manchmal bin ich traurig, dass ich nicht früher kapiert habe, wie herrlich Malen (für mich) ist. Aber irgendwann hat’s doch „Klick“ gemacht und: Ich liebe es!
Warum? Schau hier:
0. Das Aquarellmalen und ich: Liebe auf den zweiten Pinselstrich
Früher in der Schule habe ich recht gern gemalt und gezeichnet. Im Gegensatz zu einigen anderen habe ich den Kunstunterricht eher gemocht als gefürchtet.
Klar, musste ich auch mal Projekte „abliefern“, die nicht zu mir passten, mir überhaupt keinen Spaß machten.
Aber manchmal kam ich doch in den Flow, wenn ich Ideen auf meine Weise in Striche, Farben und Formen übersetzen konnte.

Mit dem Schulabschluss war das Thema Malen und Zeichnen von einem Tag auf den anderen erledigt: Ich startete ins Studium. Nix mit Kunst oder Kultur. Eher nur so mittel aufregend (Tourismuswirtschaft).
Nebenbei war ich weiterhin kreativ: Viele Jahre lang legte ich Mosaike, fertigte Schmuck an, zog Fotos auf Holz. Immerzu musste ich was Schönes und Buntes mit den Händen machen. Malen kam mir dabei allerdings nie in den Sinn.
Bis ich mit über 40 Jahren zufällig auf einen kleinen Aquarellkurs stieß. Der Funke sprang sofort über. Ich kaufte den Kurs und malte innerhalb kürzester Zeit alle Motive daraus.

An dieser Stelle ein Shoutout an Clarissa Hagenmeyer und ihre Malmethode Happy Painting!, von wo dieser kleine Malkurs stammte. Danke 🧡.
Seitdem habe ich nicht wieder aufgehört zu malen und hier sind meine 11 besten Gründe, warum:
1. Ich mag Farben. Ich mag es bunt.
Nach außen bin ich eher unauffällig. Innerlich aber knallbunt. Das kam früher schon durch bei farbenfrohen Mosaik- und Schmuckprojekten (Tendenz Türkis-Blau 😊).

Mit dem Aquarellmalen hatte ich unerwartet noch mehr „Werkzeuge“ zur Hand, um die Farben „aus mir rauszulassen“.
Jedes Mal, wenn ich mich an den Malplatz setze, freue ich mich über die herrlichen Farben in den Farbkästen wie ein Kind in einem quietschbunt überquellenden Bonbonladen.
Ich habe eine ganze Menge Farbkästen und nutze sie abwechselnd. Dabei kann ich nicht mal sagen, was ich am liebsten mag: strahlende, intensiv leuchtende Farbtöne oder dezente, zarte, pastellige oder kräftig erdige. Alle haben ihre Zeit und ihren Moment. Ich will mich da gar nicht festlegen.

2. Malen – perfekt für mich als introvertierte Person.
Als introvertierter Mensch verbringe ich gern Zeit allein. Ich weiß, dass andere das Malen in Gesellschaft lieben – das hat ja auch viele schöne Seiten 🧡.
Ich hab mal einen mehrtägigen Aquarell-Workshop mitgemacht. Der Lehrer war gut, die Teilnehmerinnen sehr nett. Schnell stellte sich raus, dass eine besonders gut malen konnte, andere weniger. Am Ende war ich die, die den „weniger guten“ Malerinnen zuhörte, sie bestärkte, weiterzumachen, mutig was auszuprobieren und bei sich zu bleiben, ohne sich zu vergleichen. Bei mir zu bleiben wäre aber auch für mich eine gute Idee gewesen, denn man freute sich zwar sehr über meine Empathie, aber gemalt und (malerisch) dazugelernt hatte ich nur wenig.
Bei dieser und anderen Gelegenheiten habe ich gemerkt, dass alleine malen sehr wertvoll für mich ist. Dann bin ich ganz bei mir und kann still zusehen, was auf dem Papier passiert. Ich male in meinem Tempo, unbeobachtet und unbewertet. Ohne dass sich meine Antennen für andere dabei aufstellen.

3. Mein Malplatz – meine Welt. Hier bin ich der Chef.
Wie überall gibt’s auch beim Aquarellmalen Regeln.
Viele sind sinnvoll und hilfreich. Vor allem dann, wenn man anfängt, das Aquarellmalen und das Handwerk dahinter zu erlernen.
Es gibt aber auch Regeln, da weiß man nicht, wer die gemacht hat und warum man sie befolgen soll.
Zum Beispiel diese hier:
Das mündet gern in dem Killerargument:
Wenn du DAS machst, ist es kein richtiges Aquarell.
Wenn du das NICHT tust, ist es kein richtiges Aquarell.
Ich finde, es sollte nicht darum gehen, sklavisch nach starren Regeln zu malen und so die Erwartungen anderer zu erfüllen. Sondern darum, Malfreude auszuleben und kreativen Impulsen zu folgen.
Seit dieser Erkenntnis bin ich der Chef auf meinem Papier.

Und wie Pablo Picasso netterweise schon sagte:
Lerne die Regeln wie ein Profi,
damit du sie wie ein Künstler brechen kannst.
Hach. Danke dafür.
PS: Ich kenne dieses Regel-Gedöns noch von früher vom Geigenunterricht. Später spielte ich in diversen Bands, wo es keine Noten gab und ich improvisieren musste (mehr Fun Facts dieser Art über mich gibt’s hier 😉). Da hab ich dann selber die Regeln gemacht. Diese Lektion ist für mich heute Gold wert beim großzügigen Auslegen von Aquarell-Malregeln 😊.
4. Ich erfasse „ein bisschen Welt“ – auf meine Weise.
Seit ich male, schaue ich viel aufmerksamer auf die Welt um mich herum.
Ich erfasse eine Landschaft mit den Farben des Himmels, des Bodens, der Bäume und Pflanzen. Oder winzige Details auf einem Schmetterlingsflügel.
Mit Fingern und Händen forme ich einen „Rahmen“, um den Kern des Motivs zu sehen.

Ich überlege, welche Farbe das jetzt wohl ist … Nein, es nicht einfach nur Grau. Es ist ein warmes Grau mit einem Hauch Lavendel und Pink … Man sieht das aber erst, wenn man genau hinschaut.
Selbst den Mann habe ich damit angesteckt. Wenn er was Schönes, Interessantes sieht, ruft er: „Das kannst du malen!“ (Danke 🧡)
So behalte ich die Fähigkeit, Schönes zu sehen. Das fällt mir oft schwer, weil auf unserer Welt, nah und fern, so viele schreckliche Dinge passieren.
Wenn ich rosa Wolken in einem blauen Himmel sehe, eine knallgelbe Blüte, einen ungewöhnlich geformten Stein, einen spiegelnden See oder leuchtend rote Dächer und überlege, wie ich das aufs Papier bringen kann, hilft mir das, einen positiven Blick zu bewahren. Ich liebe das nicht nur, es ist essentiell für mich.
5. Mit einem Bild kann ich Menschen berühren.
Ursprünglich habe ich nur für mich gemalt.
Irgendwann begannen andere Menschen auf meine Bilder zu reagieren. Der Mann. Ein Handwerker in unserem Haus. Familie, Freunde, Kollegen.
Mittlerweile erreiche ich damit auch Menschen, die nicht zur Familie gehören (und deshalb nicht befangen sind 😉). Es ist unglaublich schön, das zu erleben. Besonders, wenn Bilder einen Stammplatz an einer Wand oder auf einem Sideboard finden und ich weiß, dass sie jemandem jeden Tag eine Freude machen.
Dass sowas passieren würde, weil ich „Farbe auf dem Papier verteile“, hätte ich anfangs nie gedacht. Jetzt ist es ein Grund dafür, warum ich Malen liebe.
6. Durchs Malen fühle ich mich selbstwirksam.
Das hat interessanterweise schon funktioniert, als ich noch für mich allein gemalt habe, ohne Bestätigung von außen.
Schon als die allerersten kleinen Figuren und simpelste Landschaften auf dem Papier erschienen, hat mich das bestärkt.
Ich. Kann. Mit. Farbe. Bilder. Machen.
Auch wenn die Bildchen damals ziemlich bescheiden aussahen 🙄.
Weil ich immer weitermalte, habe ich viel dazugelernt. Mit jedem Schritt, den ich gegangen bin, ist das Gefühl der Selbstwirksamkeit stetig und stärker geworden.
Kann ich sehr empfehlen, wenn man gerne mal sehr streng mit sich selber ist, mit seinem Selbstbewusstsein über Kreuz liegt oder glaubt, „da kommt nichts mehr“ (… bin zu alt, um was Neues zu lernen … und ähnlicher Unfug 😌).
7. Mit den Farben kann ich Lebensfreude ausdrücken.
Malen hilft mir dabei, Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten. Dafür muss ich kein Bild malen. Es reicht, Farben und Wasser fließen zu lassen, Muster zu malen oder mit dem Pinsel kreuz und quer übers Papier zu „rasen“.
Große Freude und Glück kann ich damit zeigen. Aber auch Frust, Enttäuschung und Traurigkeit abarbeiten. Die nun mal auch zum Leben dazugehören.
Das geht auf vielen Wegen. Meiner ist: Malen.
8. Ich lerne dazu und werde besser.
Malen ist für mich auch aus „technischer“ Sicht spannend. Denn ich fordere mich ständig neu heraus, „trainiere“ Gehirn und Motorik, entdecke neue Mal-Techniken, versuche mich an neuen und schwierigeren Motiven.
Manchmal gibt’s Fortschritte. Und oft geht’s auch (erst mal) in die Hose. Wenn der Frust sich gelegt hat, geht’s von vorne los. Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann schon.
Die Freude ist groß, wenn’s dann klappt. Wenn man endlich weiß, wie’s geht und man das Ganze wiederholen und in neuen Bildern anwenden kann.


Das verbessert nicht nur meine „technischen“ Fähigkeiten und damit meine Bilder, sondern gibt einen Extrakick an Selbstwirksamkeit – siehe auch Punkt 6 oben: Ich kann was. Und was ich nicht kann, lerne ich. Bäm.
9. Aquarellmalen passt wunderbar in einen vollen Alltag.
Wenn du kreativ werden oder schon direkt malen willst, ist Aquarellmalen ein dankbares, übersichtliches, mega-alltagstaugliches Hobby.
Selbst wenn du wenig Zeit, wenig Platz und nicht viel Geld für eine Grundausstattung hast – Aquarellmalen kannst du trotzdem 👇:
In diesem Blogartikel erfährst du,
welches (und wieviel) Aquarellmaterial für den Anfang reicht,
wie du dir kleine Zeitinseln einrichtest
und wie du auch ohne „Atelier“ Platz zum Malen findest. Hier weiterlesen.
Für mich war der Einstieg herrlich einfach: Ich brauchte keine Staffeleien, kein Atelier, keine Regale, keine Lösungsmittel, keine Leinwände.
Nur: Aquarellpapier, kleiner Aquarell-Farbkasten, zwei, drei Pinsel, Wasserbecher, Papiertuch, vielleicht noch Bleistift, Knetradiergummi, Fineliner – alles auf dem Esstisch aufgebaut.
Fertig 😊.

Erkenntnis: Ich bin froh, dass ich kein Reiter oder Surfer oder Kletterer bin. Malen geht immer und (fast) überall 😌.
10. Beim Malen finde ich meinen persönlichen Ausdruck.
Was das angeht, bin ich noch auf der Reise. Vielleicht werde ich das immer sein.
Ich male nun seit ein paar Jahren und konnte dabei zusehen, wie sich meine Bilder mit der Zeit veränderten.
Anfangs malte ich vor allem Anfänger-Motive – erst, weil ich selbst Anfängerin war, dann, weil ich Anfänger damit ermutigen, inspirieren und in Videos anleiten wollte.
Mittlerweile male ich auch für mich selber, ohne Kamera. Einen bestimmten Stil, der eindeutig auf mich hinweist, habe ich noch nicht gefunden. Aber ich weiß inzwischen ganz gut, was ich gerne male (halb abstrakte Landschaften zum Beispiel) und was nicht so (realistische Portraits und Stillleben). Wie Bilder von mir aktuell aussehen, kannst du dir hier anschauen.
Ich bin sehr neugierig, wo diese Reise noch hinführen wird. Die Art, wie ich male, wird sich bestimmt immer wieder ändern. Und ich freue mich drauf.
Denn, egal, wie das aussieht, werde immer ich es sein, die sich da auf dem Papier ausdrückt. Das tut gut, das bringt tiefe Freude – und sieht am Ende vielleicht auch noch schön aus.
Fragst du dich an dieser Stelle vielleicht, ob du einen eigenen Malstil brauchst?
In diesem Blogartikel beschreibe ich meine Sicht darauf. Spoiler: Einen eigenen Malstil brauchst du nicht unbedingt. Erst recht nicht am Anfang.
Wieso? Erzähle ich hier.
11. Malen entspannt und beruhigt mich.
Malen hilft mir dabei, das alltägliche Gedankenkarussell kurz zu stoppen, auf Abstand zu gehen, mich nach oder auch während einer stressigen Phase zu entspannen.
Die fließenden Farben beruhigen mich. Bunt macht mich fröhlich. Wenn ich mich auf die nächsten Pinselstriche konzentriere, denke ich kurz mal nicht an die Welt da draußen mit all ihren Konflikten – oder all die eigenen Alltags-Baustellen.
In meinem geschützten Malkämmerlein schöpfe ich Kraft. Kein Telefon, kein Handy, kein gar Nix lenkt mich ab.
Klar, kann das auch bei einem Spaziergang, beim Musikhören oder beim Kochen funktionieren. Oder auf einem ganz anderen Weg: Freundinnen treffen, Yoga machen, beim Schwimmen, Töpfern, im Garten buddeln oder im Chor singen. You name it …
Mich zieht es am Ende doch meist zum Malplatz. Ob für zwei Stunden oder auch nur zehn Minuten – es wirkt.
Und du? Liebst du das Malen auch?
Wenn du bis hierher gelesen hast: Danke 🧡!
Dann ist Malen vielleicht auch wichtig für dich? Und einer oder mehrere dieser 11 Gründe oder auch ganz andere motivieren dich, zu Pinseln und Farben zu greifen?
Erzähl mir gern davon unter dem Artikel in einem Kommentar oder in einer persönlichen Nachricht an: hallo@enjoy-aquarell.de. Ich lese und antworte 😊.
Und wenn du dich vom Malen angezogen fühlst, dich aber nicht traust, (allein) damit anzufangen, ist das hier vielleicht interessant für dich:
Denn gern möchte ich meine Begeisterung fürs Malen mit dir teilen und dich auf deiner Malreise ein Stück begleiten. Wenn du magst.
Also dann: Fröhliches Malen 🎨 und
Bunte Grüße von Franziska
PS: Möchtest du in Verbindung mit mir bleiben und Bescheid bekommen, wenn’s hier neue Mal-Videos, Blogartikel, Kurse oder neue Prints gibt? Dann melde dich hier an zu meinem kostenlosen Newsletter. Nach der Anmeldung erhältst du den „Aquarell-Quickstart“ (PDF) als Willkommensgeschenk. Lesen wir uns?




Wirklich berührend, über deinen Weg zu lesen. All die „Regeln“ zum Thema Aquarell hab ich auch gehört, bei einigen kann ich den Sinn sogar verstehen, Linien vom Vorzeichnen sieht man schnell mal permanent und störend, aufgesetztes Weiß ist halt was völlig anderes als ein Papier daß durchscheint wie ein Lichtschein.
Trotzdem kann Frau es einsetzen wie sie es will, mein Bild, meine Regeln.
lieben Gruß
Antonia
PS: ich mal mit allem was mir in die Finger fällt, von Aquarell bis Öl
Hi Antonia,
vielen Dank, dass du hier warst und mir eine Nachricht dagelassen hast! Freu‘ mich 😊.
Du hast recht mit den Anmerkungen zum Vorzeichnen und dem Papierweiß. Ich find’s nur schade, dass manche sich überrollt fühlen von den vielen Dingen, die zu beachten sind und dann gar nicht malen. Dabei kommt vieles mit der Zeit von alleine – weißes Papier durchscheinen zu lassen mache ich inzwischen automatisch. Bleistiftlinien kann man vorher hellradieren. Und dann setze ich voller Begeisterung mit weißer Farbe Akzente oben drauf 😊.
Da darf man/frau sich selber vertrauen, dass das mit der Zeit (leichter) von der Hand geht.
Liebe Grüße von Franziska
PS: Mir gefällt dein Thema „Café Ruhepol“ sehr und auch deine Bilder auf deiner Website.