Hast du Angst, dein gutes Aquarell-Material zu verschwenden?

In dem Youtube-Video, das du grad anschaust, wird vorgeschlagen, ein paar bunte Flecken und Kreise zu malen. Sonst nix. 🙄
Oder hast du dir vorgenommen, einen Traumstrand zu malen? Bist dir aber ziemlich sicher, dass du’s beim ersten Mal nicht gleich hinkriegen wirst? 🤔
Resigniert schiebst du deine Aquarellsachen zur Seite.
Dich quält der Gedanke, dass du dein gutes Aquarell-Material verschwendest.
Für kindische Motive.
Für schlechte Bilder.
Für überflüssige Experimente.
Du bist zuvor dem Rat von anderen (vielleicht auch meinem) gefolgt und hast dir Aquarellpapier von hoher Qualität gekauft. Und gute Farben. Vielleicht warst du nett zu dir selbst und hast dir auch ein paar ordentliche Pinsel geleistet.
Und jetzt bist du wie gelähmt und magst keinen einen einzigen Strich malen?
Dass du vielleicht Angst hast, dein Zeug zu vergeuden und Fehler zu machen, kann ich gut verstehen (aus eigener Erfahrung).
Aber ich kann dir (auch aus eigener Erfahrung) sagen, dass du dich deswegen nicht schlecht fühlen MUSST.
So gar nicht.
Erfahre hier, warum.
Lieber erst mal mit Billig-Material starten?
Ich selber habe mit Aquarellfarben aus dem Discounter und günstigem Mixed-Media-Papier angefangen. Das war nett, aber vom Hocker gerissen hat’s mich nicht 🥱.
Das würde ich nicht noch mal so machen.
Zum Glück stieß ich schnell auf hilfreiche Tipps, besorgte gutes Baumwollpapier und bessere Farben. Die ersten Aquarellpinsel aus dem Bastelladen waren fein für mich.
Es war verblüffend, wie sehr sich meine Bilder veränderten und wie viel mehr Spaß das Malen von da an machte.
Aber: Natürlich geht auch dann immer mal ein Bild daneben (Was heißt eins? Viele!).
Oder ich möchte ein bestimmtes Ergebnis erreichen und male ein und dasselbe Motiv drei, vier, fünf Mal. #doneitbeenthere 😂

Ich habe auch nicht dauernd Lust auf anspruchsvolle Motive. Möchte mal nur Formen, Linien oder Kleckse malen. Oder was neues ausprobieren: Muster, Farbkombis, einen Pinsel, das nächste Motiv …
Wie du vielleicht jetzt sorgte ich mich früher darum, „für sowas“ mein kostbares Aquarellmaterial zu verschwenden.
Besser: raus aus der Verschwende-Angst! Und zwar so
Bis ich verstand, dass ich meine Perspektive ändern muss und darf (und auch, wie ich effektiv mit dem Aquarellmaterial umgehen könnte, dazu später mehr 👇).
Der Perspektiven-Shift ging so:
Von A:
👎 Mit billigem Material male ich So-lala-Bilder und der Spaßfaktor ist so mittel.
Nach B:
👍 Mit höherwertigem Material male ich bessere Bilder, entwickle mich weiter, entdecke neue Möglichkeiten. Und das alles macht: viel Spaß und echt gute Laune.
In meinem Kopf war der Schritt von A nach B schnell gemacht.
Das war es mir wert. Das bin ich mir wert.
Bist du es dir wert?
Ich hoffe, du sagst jetzt auch, vielleicht noch leise, aber später ganz laut: Ja!

Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass du anderswo (wenn’s dir möglich ist) auch die höherwertige Dienstleistung oder das bessere Produkt bevorzugst? Das Bio-Gemüse vom Bauern nebenan? Haare färben lieber beim Friseur als daheim kopfüber über der Badewanne? Die Schuhe vom Fachhändler, die wirklich passen und lange halten?
Ist es okay, das kleine Hobby, das deinen Alltag bunt und fröhlich macht, von ganzem Herzen und mit dem richtigen Material zu betreiben? Darf es das wert sein?

Um dir das fröhliche, „verschwenderische“ Malen schmackhaft zu machen, habe ich hier noch 5 praktische Tipps für dich. So kannst du optimal mit deinem Aquarell-Material haushalten und trotzdem all seine Vorzüge genießen:
5 Tipps, wie du dein Aquarell-Material optimal verwendest
Im Vergleich zu anderen Malweisen (z. B. Acryl- oder Ölfarben) ist die Grundausstattung fürs Aquarellmalen ziemlich übersichtlich. Dazu kommt der Vorteil, dass du Papier und Farben sparsam oder sogar mehrfach nutzen kannst. Wie das? Erzähle ich dir hier:

1. So nutzt du dein Aquarellpapier ideal aus
Größere Blätter kannst du mit Klebeband in mehrere Abschnitte aufteilen. Oder du zerschneidest sie in einzelne, kleine Stücke.
Bei richtig gutem Aquarellpapier (auch in Skizzenbüchern) kannst du die Rückseite bemalen. Wenn du Muster und Formen oder kleine Elemente malst, nutze das ganze Blatt komplett aus, bis in die Ecken 😊.


Du könntest für Übungen, Entwürfe oder Farbtests auch günstiges Papier nutzen.
Empfehlen würde ich dir trotzdem, das auf dem guten Papier zu machen, denn die Ergebnisse vom günstigen Papier können ganz anders sein als auf dem höherwertigen und bringen dich dann nicht weiter.
2. Aquarellfarben immer wieder verwenden
Farben musst du nicht irre viele und auch nicht irre teuer kaufen. Ein Einsteigerset wie das von Royal Talens (Marke: Van Gogh) hält lange, wenn du ein paar Spartipps befolgst.

Solltest du irgendwann mal hochwertige Profi-Farben kaufen, wirst du merken, dass die sogar noch ergiebiger sind. Mehr Tipps zum Thema „Die richtigen Aquarellfarben für Anfänger“ gibt’s hier.
Aquarellfarben haben einen großartigen Vorteil: Sie sind wasserlöslich und lassen sich deshalb immer wieder verwenden.
Die im Farbkasten oder auf der Palette getrockneten Farben kannst du einfach mit Wasser anfeuchten und aktivieren und damit deine nächsten Motive malen.

Werden Aquarellfarbreste mit der Zeit blasser, kannst du damit immer noch Muster und Linien zur Entspannung malen. Irgendwann werden sie doch unansehnlich. Dann wischst du sie aus dem Farbkasten raus und machst mit frischen Farben weiter.

3. Pinsel? Halten ewig.
Ordentliche Pinsel müssen nicht teuer sein und halten auch echt lange, wenn du pfleglich mit ihnen umgehst. Mehr zum Thema „Aquarell-Pinsel für den Start“ findest du hier.
Selbst meine „ollen“ Aquarellpinsel aus dem Bastelladen halten seit bald sieben Jahren durch. Mit teureren Pinseln, die du einmal kaufst (oder dir schenken lässt 😉), solltest du noch länger hinkommen. Ich hab in sieben Jahren noch keinen Pinsel weggeschmissen.
4. Mal-Zubehör clever auswählen und nutzen
Becher für Wasser – da eignen sich alte Marmeladengläser oder ähnliches bestens.
Als zusätzliche Palette kannst du einen (möglichst weißen) Teller verwenden.
Das Papiertuch zum Pinselabtupfen kannst du ersetzen durch Baumwolllappen (die müsste man nur mal ausspülen oder waschen). Ob das insgesamt sparsamer ist, weiß ich nicht, aber es vermeidet zumindest den Papiermüll.
Vielleicht brauchst du Bleistift und Radiergummi, Fineliner und Posca- oder Eddingstifte, eventuell Maskierflüssigkeit. Alles Sachen, die du einmal kaufst und dann lange was von hast, wenn du sorgfältig damit umgehst (du weißt schon, Fineliner und andere „feuchte“ Stifte sowie Maskierfluid nicht in praller Hitze rumliegen lassen und: Deckel drauf 😉).
Beim Aquarellmalen kannst du kuriose und kreative Effekte in deine Bilder zaubern. Viele davon mit Bordmitteln, z. B. Salz, Strohhalm, Schwämmchen, Frischhaltefolie, Plastikkarten, Zahnbürste … Ein paar Beispiele, was damit möglich ist, zeige ich im Artikel „Zubehör und Extras fürs Aquarellmalen“.
5. Einfache und kleine Motive malen (vorerst …)
Male am Anfang vielleicht erst mal kleine, simple Motive. So kannst du dein Papier besser ausnutzen, verbrauchst nicht zu viel Farbe und die Chancen, dass ein einfaches Bild gelingt, stehen gut.
Wenn ein Motiv doch in die Hose geht, hast du weniger das Gefühl, etwas verschwendet zu haben.


Behalte dabei im Sinn, dass du mit jedem Bild dazulernst. Und dass du dabei einige schrottige Sachen malen wirst.
Aber du wirst mehr Schrott malen, wenn du minderwertiges Material verwendest oder die Angst vor Verschwendung immer mitmalen lässt.
Fazit: Warum du keine Angst haben musst, dein Aquarell-Material zu verschwenden
Fürs Aquarellmalen brauchst du kein teures Profi-Zeug. Aber ich rate dir, hochwertiges Aquarellpapier zu verwenden sowie Farben und Pinsel von mindestens mittlerer Qualität. Dann hast du viel mehr Freude an deinem Hobby – und das Gefühl der Wertschätzung für dich selbst ist auch nicht ohne 🧡.
Wenn du sorgsam und clever mit diesem Material umgehst, dir erlaubst, Fehler zu machen und auch mal „schlechte“ Bilder zu malen (weil das nun mal dazugehört), wird die Angst, dein Material zu verschwenden, schrumpfen oder ganz verschwinden.
Und doch: Wenn du Lust drauf hast, male auch große Bilder, spiele und experimentiere. Dein innerer Künstler darf sich austoben!
Sparsam sein ist okay. Aber beim Malen kommt die kindliche, übergroße Freude auch daher, spontan und großzügig zu malen – und sich nicht ängstlich einzuschränken, um das Aquarell-Material zu schonen. Du darfst „verschwenden“! Es ist deine Entscheidung, ob du dir die Erlaubnis dafür gibst (ich kann’s nur empfehlen … 😉).
Ich hol jetzt den Farbkasten raus und werde ein ganzes Blatt von meinem exklusiven Aquarellpapier mit bunten Kreisen oder Blumen oder sowas vollmalen. Ich freu mich schon. 🎨
Und du?
Bis bald ❤
Franziska
PS: Hast du (immer noch) Angst, dein Aquarell-Material zu verschwenden? Oder sitzt du schon am Maltisch und spielst mit Pinsel und Farben? Schreib mir gern, wie’s dir damit geht, unten in die Kommentare oder direkt per E-Mail an: hallo@enjoy-aquarell.de. Ich lese und antworte 🧐.
Franziska Schwarzkopf
Beim Thema Aquarellmalen bin ich ein echter Spätzünder. Und damit lebender Beweis, dass es nie zu spät ist, mit dem Malen zu beginnen 😉.
Mit einfachen Aquarell-Tutorials und Malkursen begleite ich Hobby-Malerinnen bei ihrem Start ins Abenteuer Aquarellmalen.